Sonnenaufgang Gokyo Ri und Dohle

1:30 - mein Wecker klingelt.

Nachdem ich die Nacht zuvor bereits kaum schlaf bekommen habe, weil ich bzgl. der Renjo La Pass überschreitung so aufgeregt war, war die heutige Nacht gefühlt noch kürzer und als der Wecker tatsächlich klingelt, hinterfrage ich meinen heutigen Plan.

Doch deshlab bin ich ja überhaupt hier.
Der heutige Aufstieg ist einer der Hauptgründe, warum ich nach Nepal gekommen bin und mich für diese Tour entschieden habe.
Einmal den Sonnenaufgang über dem Mount Everest erleben.
Und heute, wenn ich ganz viel Glück habe, wird es endlich soweit sein.

Ich bin müde, habe kaum geschlafen, es hat -20 Grad und friere mit jeder Zelle meines Körpers als ich mich aus meinem Schlafsack schäle.
Nachdem ich mir am Vorabend bereits alles zurecht gelegt hatte, muss ich mich tatsächlich nur noch anziehen, den Rucksack schultern und los gehts.

Drausen ist es dunkel, stockdunkel um genau zu sein.
Ich sehe keine Stirnlampe oder ähnliches auf dem Weg Richtung Gokyo Ri und hoffe das dies tatsächlich so bleibt und ich alleine am Gipfel sein darf.

Der Aufstieg zum Goyko Ri ist hart.
Der Weg startet steil, mit vielen Serpentinen und wird ( sehr zu meiner Freude ) einfach nicht flacher :D
Selten so geflucht auf dem Weg nach oben.
Meine Lunge brennt, denn es hat einfach -20 Grad ... über bin auf dem Weg auf Ü5000m und mein Körper hasst mich heute morgen für die Strapazen der letzten Tage.
Ich quäle mich Schritt für Schritt Richtung Gipfel.
2,5-3h habe ich mir für den Aufstieg eingeplant und bin total überrascht als ich nach 2h plötzlich die Gebetsfahnen des Gokyo Ri vor mir sehe.
Ich habs echt geschafft. Ich steht auf dem Gipfel meines zweiten 5000er und bin vorkommen allein.
Es ist eine sternenklare Nacht und ich habe noch ca 1,5 Stunden bis zum Sonnenaufgang.
( hätte ich also doch nocht bissl länger schlafen können )
Es ist einfach unmenschlich kalt hier oben und ich versuche mit Kniebeugen und JumpingJacks a) nicht zu erfrieren und b) nicht einzuschlafen.

Gegen 5:00 beginnt die BlueHour und langsam zeichnen sich aus dem dunkel der Nacht die Gipfel der vor mir liegenden 8000ern ab.
Da ist er. Mount Everest.
8848m.

Ich sitze in der Stille allein am Gipfel und Blicke auf die riesigen Giganten des Himalaya, welche sich in der Morgendämmerung von ihrer schönsten Seite präsentieren.
Ein Gipfel nach dem anderen wird von der aufsteigenden Sonne angeleuchtet, bis sich ganz am Schluss, die Sonne über dem Mount Everest empor schiebt und ich absolut sprachlos und unendlich dankbar am Gipfel des Gokyo Ri sitze.

Ich kann es weder glauben noch in Worte fassen.
Den Sonnenaufgang am Gokyo Ri erleben - been there, done that!

Nachdem ich den Moment vollkommen augekostet habe und sich nun auch die ersten Bergsteiger auf dem Weg nach oben gemacht haben, entscheide ich mich für den Abstieg und mache mich auf den Weg nach unten.
In Windeseile ... ( vielleicht auch einfach weil ich ins Bett wollte ) war ich nach 63min wieder unten am Startpunkt :D
Wenn doch der Aufstieg so einfach und leicht gewesen wäre, wie der Abstieg.

In der Lodge angekommen frühstücke ich noch kurz und lege mich dann für 2 Stunden nochmal kurz aufs Ohr.
Nachdem kleinen Nickerchen packe ich noch fix meinen Rucksack, bevor wir unseren offziellen Abstieg starten und uns auf den Weg nach Dohle machen.

Von Gokyo mit zwischen Stop in Machermo geht es nach Dohle.
Der Weg wunderschön und das erste mal seit Tagen ohne nennenswerten Anstieg.
Langsam lassen wir also nun die Giganten hinter uns und gehen zurück Richtung Ausgangspunkt des Trecks.

Gegen 15:00 erreichen wir Dohle an diesem Tag und das einzige was ich heute noch machen möchte: schlafen!!!!
Also schlafen, Abendessen und weiter schlafen :)

Morgen geht es weiter mit dem Abstieg und zurück nach Namche Bazar.
( ich freu mich schon auf meinen Brownie :D )

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